Einige fernöstliche Strategeme und Strategien zielen darauf ab, die Stärke des Gegners für sich selbst zu nutzen – um ihn damit aufs Kreuz zu legen. Die asiatischen Kampfsportarten sind Instrumente solchen Denkens. PR-Kampagnen, die in ähnlicher Weise funktionieren, sind beeindruckend und sorgen für einen Wow-Effekt, an dem man sich gerne und lange erinnert.
Vier Beispiele mögen diese Art des Perspektivwechsels belegen:
Rechts gegen Rechts
„Rechts gegen Rechts“ ist eine Aktion, die dieses Prinzip mustergültig beherzigt hat: Nutze die Absicht Deines Gegners, um sie für Dein eigenes – und zwar konträres – Ziel umzuwidmen. Klare Aufgabenstellung: Statt der jährlich sich wiederholenden Konfrontation zwischen Neonazis und Gegendemonstranten in Wunsiedel und der jedes Mal neu in der Luft liegenden latenten Aggression (die evtl. in echte Aggression umschlagen kann), verwandelt die Kampagne „Rechts gegen Rechts“ diese Aggression in Karneval.
Wenn die Idee einmal geboren wurde, gestaltet sich der Ablauf der Kampagne quasi von selbst. Aber wie kommt man zu einer solchen Idee? Die Wordpool-Methode ist hierfür ein passendes Kreativwerkzeug. Man schreibt einfach mal alle Begriffe auf, die einem zu dem Thema „Naziauflauf“ oder „Gedenkmarsch“ einfallen und alle Assoziationen, Gegenteile, Schlagertexte, Wortbilder auch.
Zu den Wörtern „Lauf“ oder „Marsch“ fallen einem sicherlich Dutzende andere Begriffe ein. „Wanderung“ oder „Marschmusik“ oder Gänsemarsch“ oder „Benefizlauf“, und irgendwann auch sicher: „Spendenlauf“ – und das ist die zündende Idee: Wir drehen den Grund für den Nazi-Gedenkmarsch um und machen ihn zu einem Spendenlauf. Wofür soll gespendet werden? Klar, für ein Aussteigerprogramm. Und wer läuft? Auch klar, die Neonazis selbst. Das tun sie doch jedes Jahr in Wunsiedel.
Die Idee selbst ist der springende Punkt – man muss gedanklich die Situation, wie sie ist, verlassen. Sonst dreht man sich thematisch im Kreis und findet nie den „Game Changer“. Man muss ein neues „Narrativ“ finden.
Mitinitiator Fabian Wichmann dazu in der w&v:
Africa for Norway
Dieses neue Narrativ hat meines Erachtens das zweite Beispiel ebenfalls gut gefunden: Africa for Norway. Hier ist die Umkehrung der Perspektive überdeutlich: Statt auf Afrika als armen Opferkontinent mitleidig und Almosen gebend herabzuschauen, nimmt die Initiative „RadiAid“ das Benefiz-Business aufs Korn und wird selbst zum Almosengeber – für einen der reichsten Staaten der Welt mit einer der höchsten Lebensqualität: Norwegen. Weil Norwegen etwas fehlt, das Afrika im Überfluss hat – Wärme. Und davon abgeben kann, Wärme teilen kann. Schön, wie die warmherzige Kampagne Afrikas Würde und die Würde der in Afrika lebenden Menschen herausstellt und daraus einen Mitmach-Benefizohrwurm macht.
Schöne visuelle Kampagnen. Aber auch in Printtexten ist das möglich.
So drehen zwei schöne Artikel die Erzählperspektive um 180 Grad herum: Ein Artikel in EditionF gibt Männer die Tipps, die sonst Frauen bekommen. Sehr lesenswert! Und ein Autotest für einen Wagen mit Verbrennungsmotor wird aus der Perspektive einer künftigen E-mobilen Zukunft geschrieben, in der Elektroautos die Norm sind und Verbrenner altertümlich stinkende und jaulende Relikte einer – zum Glück – längst untergegangenen Zeit erscheinen.
So bestehst du als Mann im weiblichen Top-Management. 5 tolle Tipps!
Als Mann kennst du das bestimmt: Je höher du in der Hierarchie aufsteigst, desto einsamer fühlst du dich. Überall nur Frauen. Wohin das Auge blickt. Mann stößt an die gläserne Decke. Doch die gute Nachricht ist: Wenn du die Codes kennst, die unter erfolgreichen Frauen gelten, dann, ja dann, hast du eine echte Chance, dort mitzuspielen. Es ist gar nicht so schwer, wenn du dich nur an ein paar Regeln hältst! Hier sind fünf wertvolle, sofort umsetzbare Tipps…
Edition F
Praxistest: Mit dem Verbrenner quer durch Deutschland
Ich komme an der ersten Ampel an. Zeit für einen Ampelsprint. Ich drücke das Kraftstoffpedal durch. Vor mir jault es unfassbar laut auf. Das ganze Auto vibriert. Trotzdem werde ich kaum schneller. „Viel Lärm um nichts“, denke ich. Der Fahrer der alten Renault Zoe neben mir schaut mich etwas irritiert an – und zieht dann einfach davon. Wirklich nervig, warum ein Auto so viel Lärm macht, ohne wirklich schneller zu werden.
Generation Strom
Beide Artikel
spielen mit den Klischees, bewerten sie aber neu – das macht den Wow-Effekt aus
und die Aussage so eindrücklich.