Das Problem ist so alt wie das (Social) Web und wir alle verdrehen die Augen, wenn das Thema wieder einmal aufgerufen wird: Die Frage danach, welchen Content wir veröffentlichen könnten. Wir als Firma, die Drahtgeflechte für den Hochbau herstellt. Wir als Firma, die Aludruckguss-Einspritzpumpen herstellt. Wir als Hersteller von Kraftwerkssteuerungssoftware. Wir im B2B.
Wir unternehmen Substantielles
Denn: Ja, wir unternehmen offensichtlich was, etwas Spezielles. Und Kunden kaufen bei uns spezialisierte Services und Produkte ein. Wir halten einige Patente und forschen und entwickeln, arbeiten mit anderen in Joint Ventures zusammen und schaffen tatsächlich einen Nutzen. Einen Nutzen, den Laien selbstredend nicht sofort erkennen können, weil er tief in einem komplexen Zusammenspiel komplizierter Teilprozesse entsteht. Weil es ein Nutzen ist, der auf den ersten Blick in der Tat kaum sexy ist.
Aber: Es gibt ihn, diesen Nutzen. Sonst gäbe es uns als Unternehmen ja nicht. Und ganz trivial: Unsere Kunden kaufen letztlich nicht unseren schönen Prozess oder das fehlende Teil im Motor – sie kaufen den Nutzen, den dieser Prozess erzeugt und den Nutzen, den dieses Teil für den Antriebsstrang hat. Die Kunden kaufen den Nutzen, den wir ihnen mit unserem Angebot anbieten!
Wir produzieren Nutzen
Was also ist der Nutzen? Wie erzeugt unsere Dienstleistung diesen Nutzen? Was macht unser Produkt, um einen Nutzen zu haben? Wie haben wir diesen Nutzen gefunden? Wie messen wir den Nutzen? Wie verbessern wir den Nutzen? Was haben die Kunden davon? Was hat die Gesellschaft davon? Was haben die Umwelt, das Finanzamt, die Zulieferer, die Mitarbeitenden, die Kommune, der Bürgermeister, die Nachbarn, Greenpeace und unser Investor (für PR-Studierende: die Stakeholder) davon?
Wow. So viele Fragen. Und auf jede dieser Fragen gibt es mehrere Antworten. Antworten aus unterschiedlichen Blickwinkeln – technisch, kaufmännisch, ästhetisch, visionär, pragmatisch. Von der Entwicklerin erklärt, vom Salesman empfohlen, von der Chefin in einen größeren Zusammenhang gebracht, vom Mitarbeiter an der CNC-Fräse im Detail gezeigt.
Wir haben also was zu erklären, und wir wissen, wie wir es erklären. Wir haben Substanz – und das ist selbstredend das Wichtigste in der Kommunikation. Inhaltlichkeit, Expertise, der Blick auf das, was ist und wie es dazu wird.
Wir brauchen kleine Bissen
Substanz alleine kann aber ermüden. Und überfordern. Ich bin kein Maschinenbauer und würde ich wenigstens “Bahnhof” verstehen, hätte ich immerhin ein Bild, mit dem ich etwas anfangen könnte. Ich verstehe nicht mal Bahnhof, und diejenigen, für die dieser Content gedacht ist, verstehen nur wenig mehr, vermutlich.
Wir müssen die Substanz so präsentieren, dass wir sie verstehen. In kleinen Happen zu uns nehmen können. Und verdauen können. Kleine Happen. Selbst das große 7-Gänge-Menü besteht ja aus kleineren Häppchen, und selbst diese schneiden wir mit dem Messer in mundgerechte Stücke. Löffel für Löffel schlürfen wir die Substanz. Spießen sie Gabel für Gabel auf. Beissen Bissen für Bissen herunter. Wie von einem Snack.
Wir brauchen also snackable Content. Der die Substanz verdaulich macht. Wir brauchen eine Kombination aus beidem. Wir brauchen Snacktanz.
Was fällt Euch zu dem Begriff ein? Würdet Ihr ihn verwenden? Ich bin gespannt, ob ihr ihn snackable findet…
(Das Posting ist inspiriert durch Günter Heini ✓ Dipl. Ing.)
Definition: “Snacktanz” ist ein Kofferwort aus dem englischen Adjektiv “snackable” und dem deutschen Substantiv “Substanz”. Einfach zu konsumierende inhaltliche Tiefe. Schnell zu verstehende technische Expertise. Leicht zu verdauende komplexe Erläuterung.