Das Wichtigste ist: Was immer ich schreibe, es muss auf Anhieb verständlich sein. Doch wie schreibe ich „verständlich“? Was einfach ist, ist schnell und gut zu verstehen. Also verzichte ich auf alles, was kompliziert ist.
Das geht beim Satzbau los: Die Abfolge Subjekt – Prädikat – Objekt mag wenig literarische Qualität haben. Aber jeder versteht einen solch einfach gebauten Satz sofort. Je einfacher, desto eingängiger – und genau das soll die „Botschaft“ meiner Pressemeldung ja bezwecken.
Statt:
Zur Vorbereitung der Baumaßnahme “Barrierefreier Aufgang zum Fußballplatz Müllerweg” erfolgt vor Beginn der Vegetationsperiode die Baufeldfreimachung in der 10. KW 2010, die eine Rodung der Hangfläche in einer Größenordnung von 1.130 m² und eine Fällung von 22 Bäumen erfordert.
Besser:
Der Fußballplatz Müllerweg erhält einen barrierefreien Aufgang. Das Sportamt räumt das Baufeld dafür frei, noch bevor die Vegetationsperiode beginnt. Daher wird das Amt in der zweiten Märzwoche den Hang neben dem Fußballplatz roden und 22 Bäume fällen.
Journalisten und Leser sollen sofort kapieren, was ich ihnen sagen will. Verstehen sie es nicht unmittelbar, legen sie die Pressemeldung oder die Zeitung einfach weg – und meine PM kommt nicht an.
Wir denken gerne in „Lesetexten“. Sätze können mehrfach wiederholt gelesen werden und man kann sich schrittweise den Sinn erschließen. Das ist super für Romane oder Gedichte – für „Nachrichten“ ist es fatal. Eine Nachricht ist etwas Schnelles, Klares, hoffentlich Unmissverständliches. Das muss ich sofort so kapieren, wie es dasteht. Deswegen denken Sie bitte nicht ans „Lesen“, sondern ans „Hören“. Im Hörfunk und im Fernsehen müssen Sätze und Inhalte sofort beim Hörer ankommen, er muss sie unmittelbar verstehen können. Weil: Er kann ja nicht „zurückspulen“ bei solchen Live-Medien. Also: So formulieren, als ob der Text im Radio gesagt würde – ohne die Möglichkeit, nochmals zurückzuspulen.
Statt dem kaum verständlichen Informationsgewitter:
Obwohl die Planungen in verschiedenen örtlichen Arbeitskreisen und einer öffentlichen Ortsbeiratssitzung bereits vorgestellt wurden und die Fachplaner verschiedene ergänzende Vorschläge in die Planung eingearbeitet haben, wird davon ausgegangen, dass für etliche Bürgerinnen und Bürger noch weiterer Informationsbedarf besteht. Um diesen gewünschten Informationsfluss zu gewährleisten, möchte das Amt die bisher erarbeitete Planung nochmals öffentlich diskutieren.
sagt ein einziger Satz praktisch dasselbe:
Das Amt lädt alle Bürgerinnen und Bürger ein, die Planungen nochmals öffentlich zu diskutieren.
Auch sollten die Sätze kurz sein. Eine gute Faustregel ist, nicht mehr als 12 bis 18 Wörter in einen unschuldigen Satz hineinzustopfen. Das klappt eigentlich immer. „Monstersätze“ können in der Regel immer in kleinere Häppchen aufgeteilt werden. Bitte pro Satz höchstens einen Nebensatz. In der Kürze liegt immer die Würze!
Wegen der Verlegung einer Fernwärmeleitung ist in der Paulusstraße zwischen Rheinufer und dem Kreuzungsbereich Neckarstraße in der Zeit vom 1. Juli bis 5. August eine teilweise Vollsperrung der linken Fahrbahn nötig.
Besser wäre:
In der Paulusstraße wird eine Fernwärmeleitung verlegt. Daher muss sie vom 1. Juli bis 5. August teilweise voll gesperrt werden, und zwar zwischen Rheinuferweg und der Kreuzung Neckarstraße.
Doch wie weiß ich, ob ich verständlich geschrieben habe? Ein einfacher Trick ist: Ich lese mir meinen eigenen Text schnell laut vor. Wenn ich mich verhaspele, falsch betone oder mehrfach neu anfangen muss, liegt das nicht an meiner Legasthenie oder meinen schlechten Augen, sondern fast ausschließlich an einem zu komplizierten Satzbau mit zu komplizierten Worten.