Das Rundfunkwesen in Deutschland
Das Rundfunkwesen in Deutschland ist ein komplexes und vielschichtiges System, das sich über ein Jahrhundert hinweg entwickelt hat.


Das Rundfunkwesen in Deutschland ist ein komplexes und vielschichtiges System, das sich über ein Jahrhundert hinweg entwickelt hat. Im Kern wird es durch das sogenannte duale System geprägt, eine Koexistenz von öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk, die seit 1984 besteht. Dieses System wurde durch das „3. Rundfunkurteil“ von 1981 ermöglicht und führte zu einer grundlegenden Neuausrichtung der Radiolandschaft.
1. Die Entwicklung des Rundfunks in Deutschland: Eine historische Reise
Die Geschichte des Radios in Deutschland begann am 29. Oktober 1923 mit der ersten regelmäßigen Rundfunksendung durch die „Funk-Stunde AG“ in Berlin78. Ursprünglich als reines Unterhaltungsmedium konzipiert, erfolgte in den Jahren 1923 bis 1925 die Gründung regionaler Rundfunkgesellschaften. Die Reichspost fungierte als technischer Betreiber, während die staatliche Kontrolle durch die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) ausgeübt wurde. Die Finanzierung erfolgte anfangs durch Gebühren und Werbung.
In der Weimarer Republik (1923-1933) unterlag der Rundfunk einer strikten staatlichen Kontrolle durch das Reichsinnenministerium, wobei politische Neutralität als offizielles Prinzip galt. Das Sendernetz wurde ausgebaut, und bis 1932 gab es bereits über 4 Millionen Rundfunkteilnehmer. Der Rundfunk spielte eine wichtige Rolle bei der kulturellen Bildung und etablierte Formate wie Hörspiele und Reportagen.
In der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) wurde der Rundfunk vollständig gleichgeschaltet und unter der Kontrolle von Joseph Goebbels zu einem zentralen Propagandainstrument. Die Einführung des preiswerten „Volksempfängers“ (VE 301) sorgte für eine weite Verbreitung der nationalsozialistischen Propaganda, während das Hören ausländischer Sender (sogenannter “Feindsender”) verboten war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) und der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands übernahmen die Alliierten den Rundfunk. In den westlichen Besatzungszonen (amerikanisch, britisch, französisch) wurden neue Rundfunkanstalten wie Radio Frankfurt, Radio München, NWDR oder der Südwestfunk gegründet, während in der sowjetischen Zone der Berliner Rundfunk entstand. Die Entnazifizierung des Rundfunks und die Einführung föderaler Strukturen in den Westzonen legten den Grundstein für die spätere Entwicklung, die darauf ausgerichtet waren, eine Wiederholung solch propagandistischen Missbrauchs des Rundfunks organisatorisch zu verhindern. Die Kopenhagener Wellenkonferenz 1948 ordnete die Radiofrequenzen in Europa (Mittelwelle) neu. Das förderte den UKW-Ausbau in Deutschland, da Deutschland kriegsbedingt nur wenige Mittelwelle-Frequenzen zugewiesen wurden.
In den 1950-er wurde in der Bundesrepublik die ARD (Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland) gegründet. Dies führte zu unabhängigen öffentlich-rechtlichen Anstalten und dem Ausbau von UKW sowie zweiten Programmen. In der DDR hingegen blieb der Rundfunk unter strikter SED-Kontrolle, mit Programmen wie dem Deutschen Demokratischen Rundfunk und Störsendern gegen Westprogramme.
Die 1970-er und 1980-er Jahre brachten in der BRD die Einführung der Stereo-Technik, die Entstehung erster Jugendwellen und regionaler Drittprogramme mit sich, sowie ersten Vorbereitungen auf die privaten Sender. In der DDR gab es mit DT64 ebenfalls ein Jugendradio, aber weiterhin unter strenger Staatskontrolle.
2. Das Duale Rundfunksystem: Öffentlich-rechtlich vs. Privat
Mit dem Start des privaten Hörfunks im Jahr 1984 begann die Ära des dualen Systems. Dieses System ist bis heute die rechtliche Basis des Rundfunkwesens in Deutschland, geregelt durch den Rundfunkstaatsvertrag (seit 2020: Medienstaatsvertrag) sowie die einzelnen Landesmediengesetze der Bundesländer.
a) Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk basiert verfassungsrechtlich auf Artikel 5 des Grundgesetzes (Rundfunkfreiheit) und Bundesverfassungsgerichtsentscheidungen. Sein primärer Programmauftrag ist die Grundversorgung der Bevölkerung mit Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung. Er ist staatsfern organisiert durch Selbstverwaltung und eine binnenpluralistische Struktur. Die Finanzierung erfolgt hauptsächlich durch den Rundfunkbeitrag: Seit 2021 beträgt dieser 18,36 Euro pro Monat und Wohnung, unabhängig von der tatsächlichen Nutzung oder der Anzahl der Geräte. Der Beitrag wird von der unabhängigen Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) festgelegt und dient der Programmherstellung, der technischen Infrastruktur, dem Personal und dem Rechteerwerb.
Die Kontrolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist stark reglementiert und erfolgt durch den Rundfunkrat als Hauptkontrollorgan für Programme und den Verwaltungsrat für Finanzen, die KEF und Rechnungshöfe. Werbung ist im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zeitlich stark beschränkt: maximal 90 Minuten an Werktagen (Montag bis Samstag), keine Werbung an Sonn- und Feiertagen und keine Werbung nach 20:00 Uhr. Inhaltlich muss Werbung klar vom Programm getrennt und gekennzeichnet werden; Unterbrecherwerbung, Produktplatzierung und Gewinnspiele mit Werbezweck sind generell nicht erlaubt.
b) Der Private Rundfunk
Private Radiosender sind meist als GmbH oder GmbH & Co. KG organisiert und gewinnorientiert ausgerichtet. Ihre Finanzierung erfolgt hauptsächlich durch Werbeeinnahmen, Sponsoring und Product Placement. Die Programmstruktur privater Sender ist primär vom Formatradio-Konzept geprägt.
Formatradio bezeichnet ein Programmkonzept, bei dem alle Elemente (Musik, Moderation, Nachrichten, Werbung) konsequent auf eine klar definierte Zielgruppe ausgerichtet sind. Dieses Konzept stammt aus den USA und setzte sich in Deutschland mit der Einführung des privaten Rundfunks in den 1980er Jahren durch. Zentrale Merkmale sind:
- Zielgruppenorientierung: Präzise Definition der Hörerschaft nach demografischen und psychografischen Merkmalen.
- Musikausrichtung: Feste Musikrotation, wissenschaftlich ermittelte Playlists mit regelmäßiger Wiederholung beliebter Titel, optimiert durch Musiktests.
- Programmstruktur: Feste Sendeuhren (“Clocks”), standardisierte Moderationselemente und definierte Übergänge.
Vorteile des Formatradios umfassen eine klare Markenpositionierung, hohe Wiedererkennbarkeit, effiziente Produktion, Verlässlichkeit für Hörer und planbare Werbeumfelder. Nachteile sind der geringe Raum für Experimente, die Gefahr der Austauschbarkeit, reduzierte musikalische Vielfalt, Standardisierung statt Kreativität und die Vernachlässigung kultureller Aspekte.
Formatradio hat den Radiomarkt professionalisiert, wissenschaftliche Methoden der Hörerforschung etabliert und spezifische Vermarktungsstrategien entwickelt. Während private Sender strikt formatorientiert sind, praktizieren öffentlich-rechtliche Sender oft flexiblere Mischformen, die Elemente des Formatradios mit ihrem Kulturauftrag verbinden.
Werbung im privaten Hörfunk ist liberaler geregelt: bis zu 20% der täglichen Sendezeit (entspricht bis zu 4,8 Stunden) dürfen für Werbung genutzt werden, und diese kann rund um die Uhr flexibel verteilt werden. Alle Werbeformen wie Spotwerbung, Infomercials, Unterbrecherwerbung, Sponsoring, Produktplatzierung, Gewinnspiele und Live-Reads sind erlaubt Die Kontrolle privater Sender erfolgt durch die Landesmedienanstalten, die Kommission zur Ermittlung der Konzentration (KEK), die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) sowie werberechtliche und Jugendschutzkontrollen.
3. Programmarten und Formate im Radio
Neben dem Formatradio gibt es weitere wichtige Programmkonzepte:
- Programm-Radio (klassisches Vollprogramm): Bietet eine breite Programmvielfalt innerhalb eines Senders, wechselnde Sendungsformen über den Tag, unterschiedliche Zielgruppen zu verschiedenen Sendezeiten und eine Mischung aus Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung. Typische Elemente sind Magazin-, Themen- und Spezialsendungen (z.B. Jazz, Klassik, Hörspiel), kulturelle und bildungsbezogene Beiträge sowie ausführliche Wortbeiträge.
- Sparten-Radio: Fokussiert sich auf ein spezielles Thema oder Genre mit durchgängiger inhaltlicher Ausrichtung, hoher inhaltlicher Tiefe und spezifischer, aber breiter Zielgruppenansprache (z.B. Klassik-Only-Sender, Nachrichtensender, Kultursender, Jazz-Radio).
- Freies Radio / Community Radio: Nicht-kommerziell, partizipativ organisiert mit offenem Zugang für Bürgerbeteiligung, oft alternative Perspektiven, ehrenamtlichen Mitarbeitern, Sendungen von Bürgergruppen, experimentellen Formaten, mehrsprachigen Angeboten und lokalem/regionalem Bezug.
- Campus-Radio: Universitätsgebunden, mit Ausbildungscharakter, experimentellen Formaten und einer Zielgruppe von Studierenden und dem akademischen Umfeld.
- Ereignisradio / Pop-up-Radio: Zeitlich begrenzte Sendedauer, anlassbezogen (z.B. Festivals, Großereignisse), intensive Berichterstattung zu einem Thema und flexible Programmgestaltung.
Musikalisch gibt es diverse Formate wie AC (Adult Contemporary), CHR (Contemporary Hit Radio), Schlager, Oldies, Rock, Klassik, Jazz, Dance/Elektronische Musik, Hip-Hop/R&B und Volkstümliche Musik.
4. Aktuelle Herausforderungen des Dualen Systems
Das duale System steht heute vor großen Herausforderungen, die vor allem durch die digitale Transformation bedingt sind. Dazu gehören die Konkurrenz durch Streaming-Dienste (z.B. Musikstreaming), der Generationswandel im Hörverhalten, neue Distributionswege, Refinanzierungsprobleme und die Konvergenz der Medien. Auch die Legitimationsdebatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Konzentrationsprozesse bei Privatsendern und die Krise des Lokaljournalismus sind relevante Themen. Die Entwicklung hin zu DAB+, Internetradio, Apps und Smart Speakern als neue Empfangsgeräte drängt die UKW-Nutzung stark zurück; über die generelle Abschaltung vin UKW wird seit Jahren gestritten. Streamingdienste, Audiotheken und Podcasts passen als On-Demand-Dienste besser zur heutigen Mediennutzung als Angebote der linearen Medien.
5. Der Rundfunk in der Praxis: Beispiele
In Deutschland sind heute die neun Landesrundfunkanstalten der ARD, das ZDF, das Deutschlandradio und die Deutsche Welle Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Beispiele für öffentlich-rechtliche Sender sind Deutschlandfunk (national, Nachrichten, Kultur), Bayern 1 (regional, Schlager, Oldies) oder WDR 2 (regional, Pop, Information). Junge Sender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks umfassen N-JOY, PULS und DASDING. Private Sender sind beispielsweise ENERGY (NRJ) und bigFM im Top 40, Dance und Urban Bereich. Es gibt auch spezialisierte private Sender wie Radio BOB! (Rock) oder Klassik Radio sowie Absolut Radio mit verschiedenen Formaten von “New Millenium Hits” bis “Oldie Classics”. Hinzu kommen Unternehmens-Sender wie XXXLutz-Radio oder AIDAradio sowie weltanschauliche Sender wie ERF Jess oder DOMRADIO.
Die Aufsicht über den privaten Rundfunk liegt in Deutschland bei den Landesmedienanstalten, da Rundfunk Ländersache ist. Fast jedes Bundesland hat eine eigene Landesmedienanstalt, wie die LFK in Baden-Württemberg oder die BLM in Bayern.
8. Übertragungs- und Aufnahmetechnik
Sowohl die Rundfunkübertragung wie die Mikrofonie umfassen eine Vielzahl spezialisierter Techniken und Geräte, die darauf abzielen, Schall in elektrische Signale umzuwandeln und diese über weite Strecken zu verbreiten.
Analoge und digitale Sendetechnik
Im Bereich der analogen Sendetechnik wurden traditionell verschiedene Wellenbereiche genutzt, die jeweils spezifische Eigenschaften aufweisen.
Die Langwelle (LW) operiert im Frequenzbereich von 30 kHz bis 300 kHz, wobei der in Deutschland genutzte Bereich 148,5 bis 283,5 kHz umfasste. Sie zeichnet sich durch eine sehr große Reichweite von oft über 1000 km aus und konnte Hindernisse wie Berge und Gebäude gut umgehen. Obwohl die Übertragungsqualität relativ gering war, war sie robust gegen Störungen. Langwelle wurde hauptsächlich für Rundfunk und Zeitzeichensender genutzt und war wichtig für überregionale Programme sowie für den Deutschlandfunk bis 2014. Der Sendebetrieb erforderte einen hohen Energiebedarf und große Antennenanlagen. Die deutsche LW-Ausstrahlung endete 2014/2015.
Die Mittelwelle (MW) nutzt Frequenzen zwischen 300 kHz und 3 MHz, mit einem spezifischen Bereich von 531 bis 1.602 kHz. Ihre Reichweite beträgt bis zu mehreren hundert Kilometern und variiert deutlich zwischen Tag und Nacht. MW-Signale konnten Hindernisse umgehen, wenn auch weniger effektiv als Langwelle. Sie wurde hauptsächlich für regionale und überregionale Radiosender verwendet und war ein wichtiges Medium im geteilten Deutschland sowie bedeutsam für den Auslandsrundfunk. Die Mittelwelle war anfällig für Störungen durch elektrische Geräte und nutzte die analoge AM-Modulation. Auch hier waren große Sendemasten und ein hoher Energieverbrauch nötig. Seit 2015 ist die MW-Ausstrahlung in Deutschland weitgehend abgeschaltet.
Die Kurzwelle (KW) operiert im Frequenzbereich von 3 MHz bis 30 MHz. Sie ermöglicht weltweite Übertragungen durch Reflexion an der Ionosphäre, wobei die Reichweite von Tageszeit und Sonnenzyklus abhängt. Die Empfangsqualität kann stark schwanken, und die Übertragungsqualität ist meist mono und qualitativ begrenzt. Kurzwelle wird für internationalen Rundfunk und Amateurfunk genutzt und war besonders wichtig für die Deutsche Welle. Ihre Bedeutung hat seit dem Internetzeitalter abgenommen, ist aber in Entwicklungsländern noch relevant.
Die Ultrakurzwelle (UKW), die im Frequenzbereich von 87,5 MHz bis 108 MHz arbeitet, wurde in Deutschland ab 1949 eingeführt. Sie bietet eine hohe Übertragungsqualität, meist in Stereo, und ist quasi-störungsfrei. Die Reichweite ist auf etwa 100 km begrenzt und erfordert Sichtverbindung. UKW-Signale können Zusatzinformationen wie RDS (Radio Data System) übertragen, welches seit den 1980-er Jahren existiert. Sie ist die am häufigsten genutzte Technik für lokale und regionale FM-Radiosender und der Hauptverbreitungsweg für Radioprogramme. UKW nutzt Frequenzmodulation (FM) statt Amplitudenmodulation (AM). Der Empfang wird stark von der Topografie beeinflusst, und ein aufwändiges Sendernetz ist notwendig. Aktuell gibt es Diskussionen über eine UKW-Abschaltung zugunsten von DAB+.
Neben den analogen Wegen gibt es auch digitale Übertragungswege. DAB (Digital Audio Broadcasting), seit 2011 als DAB+ Standard in Deutschland, bietet eine viel bessere Klangqualität als UKW, geringeren Energieverbrauch und mehr Programme pro Frequenz. Weitere digitale Systeme umfassen Satellitenradio (wie DVB-S, ehemals Astra Digital Radio und Worldspace), Internet-basierte Systeme wie Webradio/Streaming, Radio-Apps, Podcast-Plattformen, 5G Broadcast und HbbRadio (Hybrid broadcast broadband Radio). Auch DRM (Digital Radio Mondiale) und HD Radio (in Deutschland nicht etabliert) sowie DMB (Digital Multimedia Broadcasting) gehören zu den digitalen Systemen.
Mikrofontechnik und Charakteristika
Mikrofone sind Wandler, die Schallwellen in elektrische Signale umwandeln. Sie können passive Wandler sein, die potenzielle Energie benötigen (z.B. Elektret-Kondensatormikrofone mit innerer Polarisationsspannung), oder aktive Wandler, die Wirkleistung benötigen (z.B. dynamische Mikrofone, die keine zusätzliche Stromversorgung benötigen, oder Kondensatormikrofone, die eine externe Spannung, die sogenannte „Phantomspeisung“ von 48 Volt, benötigen).
Mikrofone unterscheiden sich auch in ihren Richtcharakteristiken. Ein Druckmikrofon ist ungerichtet und hat eine Kugelcharakteristik. Ein Druckgradientenmikrofon ist gerichtet und kann eine Acht-Charakteristik haben.
- Die Nierencharakteristik ist die häufigste Form und fängt Schall vorwiegend von vorne ein, wobei seitlicher und hinterer Schall abgeschwächt wird. Sie ist nützlich für Gesangsaufnahmen, Podcasts, Interviews oder Bühnenauftritte, kann aber seitliche Geräusche bei unmittelbarer Nähe nicht eliminieren.
- Die Keulencharakteristik bietet eine stärkere Richtwirkung als die Niere, nimmt Schall hauptsächlich von vorne auf und unterdrückt seitliche und hintere Geräusche. Sie eignet sich besonders für Vokalaufnahmen, Solo-Instrumente und Sprecheraufnahmen und ermöglicht klare, fokussierte Aufnahmen.
- Die Kugelcharakteristik, auch omnidirektionale Charakteristik genannt, nimmt Schall gleichmäßig aus allen Richtungen auf und ist praktisch, wenn eine breite Aufnahme des Klangs gewünscht ist, wie bei Naturgeräuschen, Chören oder Orchesterdarbietungen, oder um den Raumklang einzufangen. Allerdings werden dabei auch alle Hintergrundgeräusche aufgenommen.
- Die Achtcharakteristik nimmt Ton aus zwei entgegengesetzten Richtungen auf, während sie Schall von den Seiten unterdrückt. Sie ist nützlich für Interviewsituationen mit zwei gegenüberliegenden Schallquellen, ist aber weniger verbreitet als Niere oder Kugel.
Mikrofonarten nach Anwendungsbereich
Je nach Einsatzzweck gibt es spezialisierte Mikrofonarten.
- Das Lavaliermikrofon ist ein kleines Ansteckmikrofon, das unauffällig an der Kleidung befestigt wird. Es bietet gute Sprachverständlichkeit und natürliche Tonwiedergabe, ideal für freihändige Bedienung und Situationen mit begrenztem Platz. Oft mit Kugelcharakteristik, ist es anfällig für Kleidungsrascheln und kann Hintergrundgeräusche aufnehmen.
- Das Shotgunmikrofon hat eine lange, schmale Form und ist optimiert für die Aufnahme von Ton aus einer bestimmten Richtung, indem es seitliche und hintere Geräusche reduziert. Es ist perfekt für Aufnahmen mit vielen störenden Hintergrundgeräuschen und bietet eine große Reichweite. Nachteile sind die Empfindlichkeit gegenüber Windgeräuschen, eingeschränkte seitliche Aufnahme und eine relativ große, sperrige Bauweise.
- Das Handmikrofon ist für den Einsatz in der Hand konzipiert, mit kompakter und ergonomischer Bauweise. Es wird bei Live-Auftritten, Konzerten, Reden und Interviews verwendet. Viele Modelle sind robust, verfügen über XLR-Anschlüsse und integrierte Schutzmaßnahmen. Vorteile sind die Bewegungsfreiheit für den Benutzer, Widerstandsfähigkeit und einfache Bedienung. Nachteile sind die begrenzte Reichweite bei entfernten Tönen, Aufnahme von Handhabungsgeräuschen und oft weniger Optionen bei der Richtcharakteristik.
- Das Tischmikrofon bietet eine stabile und praktische Lösung, ohne das Mikrofon in der Hand halten zu müssen. Es wird häufig in Konferenzräumen, Podcast-Studios und Radiosendern eingesetzt. Viele Modelle verfügen über USB-Anschlüsse, Stummschaltung, regelbare Empfindlichkeit oder Pop-Filter. Es bietet gute Klangqualität in naher Umgebung und ist ideal für Telefon- und Videokonferenzen. Die Reichweite ist jedoch begrenzt, und die Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt.
- Das Studiomikrofon ist darauf ausgelegt, Klang sehr detailgetreu einzufangen und wird in professionellen Aufnahmestudios eingesetzt. Es bietet hohe Tonqualität, erfasst den gesamten hörbaren Klangbereich und ist vielseitig einsetzbar. Studiomikrofone werden oft mit Mikrofonspinne und Popschutz verwendet und über XLR-Anschlüsse verbunden. Sie erfordern jedoch professionelles Fachwissen, sind teurer, benötigen oft zusätzliche Audio-Schnittstellen und sind empfindlich gegenüber Umgebungsgeräuschen.
Insgesamt zeigt sich, dass sowohl in der Rundfunkübertragung als auch in der Mikrofonie eine breite Palette an Technologien und Geräten existiert, die jeweils für spezifische Anforderungen und Umgebungen optimiert sind, um eine möglichst effektive und qualitativ hochwertige Schallübertragung zu gewährleisten1….