PR ist nur beim anderen schlecht

Journalismus heißt, etwas zu drucken, von dem jemand will, dass es nicht gedruckt wird. Alles andere ist Public Relations.

Dick Polman, Philadelphia Inquirer

Der Satz stimmt aus meiner Sicht weitgehend und zeigt sehr schön auf, was Journalismus von Public Relations unterscheidet. Allerdings malt er ein sehr heroisches Bild von einem völlig unabhängig-autarken, kritisch bis todesmutigen Revelationsjournalismus. Einer manischen Enthüllungssucht, die vor Langeweile gähnt, wenn alltägliche Mitteilungen über das alltäglich zu Berichtende auf ihren Schreibtisch flattert – PR, so unterstellt dieses Zitat, ist schnarchiger common sense, von den Mächtigen benutzt, um die Bevölkerung mit Hofberichten einzulullen. Echter Journalismus hingegen müsse wehtun; den “Mächtigen”, versteht sich.


Aber: Auch Journalistinnen und Journalisten unterliegen einer gewissen Zensur, einer inneren Pressefreiheit. Wenn die Chefredaktion einen Bericht nicht möchte (weil er politisch nicht passt oder einfach schlecht geschrieben ist): Wird er dann trotzdem gedruckt? Muss er dann erst recht veröffentlicht werden – es muss ja wehtun? Bzw.: Muss alles in die Welt hinausposaunt werden, was irgendjemand aus gewichtigen Gründen nicht so gut findet – der eigene Journalistenkollege, die eigene Journalistenkollegin, oder gar der gute Geschmack?

Wie immer gilt: Es gibt zwei Seiten einer Medaille. Wenn Journalisten sich selbst zu Heroen des Enthüllungsjournalismus stilisieren, ist ebenfalls etwas an ihnen faul: Dann machen sie das, was sie bei anderen verurteilen. Sie machen schlicht PR für sich selbst …

Will sagen: Immer, IMMER (!) kritisch sein – das ist Journalismus. Auch bei Kritik selbst.

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