WordPress – das Betriebssystem des Web?

Heute ging mit WordPress 4.4 wieder eine neue Version meines Lieblings-CMS online. Und gleichzeitig hat WIRED ein Interview mit WordPress-Erfinder Matt Mullenweg geführt, das voller Visionen ist. Beides zusammen ergibt einen guten Grund, ein würdiges erstes Posting für WordPressEnthusiast.com zu fabrizieren. (Selbstverständlich mit WordPress 4.4! :-))

WordPress führt mit großem Abstand

WordPress läuft mittlerweile auf jeder vierten Webseite – und ist damit das absolut führende Content Management System weltweit. Das liegt natürlich an vielen Faktoren. Matt Mullenweg hält allerdings einen Faktor für besonders entscheidend: die Offenheit des Systems. Jeder, der mitmachen möchte, kann sich konstruktiv einbringen. Das System wird so permanent besser:

Ich bin ein großer Fan des Open-Source-Gedankens: Er versammelt Menschen um ein gemeinsames Ziel. Was wir als Community schaffen können, ist weit besser als alles, was ein Programmierer oder ein Unternehmen für sich allein fertig bringt. Weil es auf viele unterschiedliche Einsichten und Ideen aufbauen kann.

Eine Fülle von Plug-Ins

Der große Vorteil, den quelloffene Software mit sich bringt, ist eine große Fülle an Erweiterungen. Ich kenne kein anderes CMS, das über so viele Plug-ins für so viele unterschiedliche Aufgabenstellungen verfügt: Man kann auf Knopfdruck ein eBook erstellen, mit einem Klick ein Social Network starten oder ein Event organisieren – es gibt fast nichts, was freie Programmierer nicht kostenlos für WordPress bereitstellen würden.

Auch IT-Flaggschiffe setzen auf das CMS

Wo viele Köche die Suppe salzen, wird der ein oder andere IT-Purist natürlich skeptisch: Ist eine solche Quelloffenheit nicht ein großes Sicherheitsproblem? Wenn fast jeder ein Plug-in beisteuern kann, ist dann nicht die Gefahr von Backdoors und Trojanern groß? Matt Mullenweg entkräftet diese Befürchtungen, in dem er die Firmen aufzählt, die WordPress einsetzen. *Ironie on* Kleine, finanzarme Mittelständler mit wenigen hundert Zugriffen pro Monat. *Ironie off*

Alle möglichen Unternehmen vertrauen uns, von UPS und TED bis zu Vanguard, einem Finanzdienstleister. […] Nehmen wir Facebook als Beispiel: Alles, was auf fb.com erscheint, läuft über unsere Server — zum Beispiel die Pressemitteilungen und Informationen für Aktionäre. Facebook ist eines der besten Technikunternehmen der Welt, und wir sind die Spezialisten, wenn es um WordPress geht.

WordPress soll für alles taugen

Facebook hat für mich das Zeug, das Intranet des Web zu werden: Eine geschlossene Online-Plattform, die alle digitalen Dienste bereithält, die für das Unternehmen nötig sind, und an die alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeschlossen, sind. Matt Mullenweg interessiert sich natürlich nicht für Intranets, die nur eine Sonderanwendung des Web sind. Mullenweg hat das Netz als Ganzes im Blick. Und wagt daher eine erstaunlich anmutende Prognose:

Ich glaube, WordPress hat das Potenzial, zu einer Art Betriebssystem für das Internet zu werden. Wir bauen etwas, das leicht zu erlernen, robust und zugleich flexibel genug ist, um die Mehrheit aller Websites zu betreiben. […] Wir müssen zeigen, dass WordPress für alles mögliche taugt, egal ob Bank, Magazin oder privates Blog.

Ganz abseitig ist diese Vision keinesfalls: Wenn heute schon jede vierte Website mit WordPress läuft und es die beiden auf den Plätzen folgenden CMS Joomla und Drupal zusammen nicht einmal auf fünf Prozent schaffen, dann wird die Bedeutung von WordPress für das Publizieren im Netz sehr deutlich. WordPress hat so knapp 60 Prozent Marktanteil – fehlen nur noch 40 Prozent. Ich halte das für machbar. Und es spricht ja auch nichts dagegen, dass auch weiterhin ein paar winzige exotische Betriebssysteme mit dem Marktführer koexistieren können. Wichtig ist nur: Matt Mullenweg gehen die Ideen noch lange nicht aus, und alle Mitbewerber müssen sich sicherlich warm anziehen:

Ich denke, vor uns liegen noch Jahrzehnte an Arbeit. Das ist meine Lebensaufgabe. Ich möchte den Rest meiner Tage damit verbringen, WordPress zu verbessern, weil ich glaube, dass die Welt und das Web eine Open-Source-Plattform verdienen, die jeder von uns nutzen kann.

Oder wie es sein berühmtestes Plug-in wohl ausdrücken würde: “Golly Gee fellas, have a little faith in me fellas…”

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